Als Biofeedback (Übersetzung etwa „Rückmeldung zu biologischen Prozessen“) werden Verfahren bezeichnet, mithilfe derer nicht oder nur schwer wahrnehmbare körperliche Prozesse durch (technische) Hilfsmitteln visuell oder akustisch abgebildet und so dem Menschen bewusst gemacht werden können. Mithilfe entsprechender, meist elektronischer Sensoren können dabei beim Klienten einzelne oder auch mehrere physiologische Parameter sowie deren Veränderung abgeleitet, dargestellt bzw. ausgewertet werden. Beispiele für solche erfassbaren Parameter sind die Atemfrequenz, Blutdruck. Herzfrequenz, Hauttemperatur und -widerstand oder Muskelpotentiale. Die Anwendungsbereiche sind dabei sehr vielfältig und das Biofeedback kann sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie eingesetzt werden. In der Verhaltenstherapie kommt Biofeedback seit einigen Jahren ergänzend zur Anwendung, um beispielsweise die unmittelbaren und längerfristigen Auswirkungen von Stress auf den Körper für den Klienten sichtbar zu machen, Muskelgruppen gezielt zu lockern, Entspannungsverfahren zu trainieren oder deren Wirksamkeit zu verdeutlichen.

Nachfolgend möchte ich kurz das Biofeedback sowie dessen Nutzen für die psychotherapeutische Behandlung genauer vorstellen. Dabei gehe ich auf drei Messungen ein – die Hautleitfähigkeit,  die Hauttemperatur und die Muskelaktivität.

Die elektrodermale Aktivität (EDA) – oder auch Hautleitfähigkeit genannt – ist ein kurzfristiger Indikator für durch Stress verursachte körperliche Aktivierung. Stehen wir unter Stress, so werden im Körper Hormone wie Adrenalin oder Noradrenalin freigesetzt, die die Blutgefäße der Haut verengen und die Durchblutung des Körpers zugunsten der Muskeln verändern. Durch die verminderte Durchblutung der Haut wird deren Temperatur abgesenkt. Zusätzlich sondert die Haut überall am Körper durch das Schwitzen Flüssigkeit ab („kalter Schweiß“), deren Verdunstung die Hauttemperatur weiter absenkt. Diese Flüssigkeit enthält neben Wasser vor allem Elektrolyte, die die elektrische Leitfähigkeit (gemessen in Siemens) der Hautoberfläche verbessern – der elektrische Widerstand (gemessen in Ohm) sinkt in Folge innerhalb von Sekunden. Die Ableitung der Hautleitfähigkeit erfolgt schmerzfrei mithilfe zweier kleiner Sensoren, die der Klient mithilfe eines Klettbands an der Spitze von Zeige und Mittelfinger einer Hand anbringt. Mithilfe des EDA-Sensors kann diese Veränderung der Hautleitfähigkeit direkt gemessen und visuell (am Computer oder Tablet durch eine Verlaufskurve) oder akustisch (durch veränderte Tonhöhe) dargestellt werden. Probanten erhalten dadurch eine direkte Rückmeldung, ob und in welchem Ausmaß sie bzw. ihr Körper unmittelbar auf leistungsinduzierten, emotionalen oder sozialen Stress reagieren. Beim Training von Entspannungsverfahren erhalten Klienten durch den EDA-Sensor eine direkte Rückmeldung, ob sich im Verlauf der Übung eine Entspannung einstellt.

Die Ableitung der Hauttemperatur ist ein mittelfristiger Indikator für durch Stress verursachte körperliche Aktivierung. Unter Stress wird die Durchblutung des Körpers verändert, um vor allem die Versorgung des Herz-Kreislauf-Systems zu unterstützen. Dadurch verändert sich die Durchblutung der Extremitäten – Hände, Füße und Nasespitze fühlen sich kalt an – und die Hauttemperatur kann an diesen Stellen um einige Zehntel Grad Celsius abfallen. Entspannung begünstigt dagegen eine verbesserte Durchblutung der Extremitäten und bedingt dadurch einen Anstieg der Hauttemperatur. Durch einen Sensor der Hauttemperatur – der z.B. mit Klettband an einem Finger angebracht wird – kann die Veränderung der Hauttemperatur abgeleitet und grafisch am Bildschirm z.B. durch eine Verlaufskurve dargestellt werden. Im Vergleich zur schnellen Veränderungen der Hautleitfähigkeit verändert sich die Hauttemperatur eher langsam – im Zeitraum von mehreren Minuten. Dieses Verfahren ist ebenfalls zur Diagnostik der Auswirkungen von Stressoren auf den Körper sowie zum Training von Entspannungsverfahren und zur Überprüfung von deren Wirksamkeit geeignet und wird oft auch in Kombination mit einer EDA-Messung angewendet.

Mithilfe der Elektromyografie (EMG) lassen sich elektrische Muskelaktivitäten in einzelnen Muskelgruppen messen. Sind wir körperlichen oder psychischen Belastungen ausgesetzt oder stehen wir unter Stress, reagieren wir nicht selten mit körperlicher Anspannung, die sich auch durch erhöhte muskuläre Anspannung bzw. Veränderungen des Muskeltonus bemerkbar machen kann –  beispielsweise durch das Hochziehen der Schultern oder festes Aufeinanderpressen der Kiefer (z.B. beim nächtlichen Zähneknirschen). Auch einseitige Belastungen von Muskelgruppen z.B. durch sitzende Tätigkeiten oder Schonhaltungen können Veränderung des Muskeltonus zur Folge haben. Oft werden diese muskulären Veränderungen zunächst nicht wahrgenommen, bis sich letztlich wiederholt schmerzhafte Verhärtungen der Muskeln einstellen. Insbesondere Muskelgruppen wie die Schultermuskulatur (musculus trapezius), die Stirnmuskulatur (musculus frontalis) oder die Kaumuskulatur (musculus masseter) sind oft bei fortwährendem Stress und wiederholter Überbeanspruchung betroffen. Betroffene Menschen verlieren mit der Zeit zudem die Vorstellung, „wie sich eine entspannte Muskulatur anfühlen sollte“ und es fällt ihnen schwer, eine konsequente Entspannung selbst herbeizuführen. Mithilfe von Klebeelektroden, die auf die Oberfläche der Haut angebracht werden, werden durch das EMG die Muskelaktivitäten in den entsprechenden Muskelgruppen abgeleitet und direkt visuell (z.B. am Bildschirm) oder akustisch (z.B. durch veränderte Tonhöhe) dargestellt. Durch die direkte Rückmeldung der Auswirkungen lernen Klienten, ihre Muskeln gezielt zu entlasten und entwickeln dadurch auch wieder eine konkrete Vorstellung für muskuläre Entspannung. Das EMG findet in der Psychotherapie beispielsweise Anwendung bei der Behandlung von Bruxismus, Vaginismus, Tinnitus sowie von chronischen Schmerzen im Schulter- und Lendenwirbelsäulenbereich.

Abhängig vom Anliegen und Symptomatik des Klienten stellt das Biofeedback eine sinnvolle Ergänzung zu anderen verhaltenstherapeutischen Methoden dar. Biofeedback ermöglicht die  Erhebung von diagnostischen Information, Unterstützung bei verhaltenstherapeutischen Interventionen sowie eine direkte Erfolgskontrolle z.B. beim Training von Entspannungsverfahren. Zudem werden dem Klienten auf anschauliche Art und Weise die unmittelbaren und längerfristigen Auswirkungen von psychischen Belastungen und Stress auf den eigenen Körper verdeutlicht. In meiner psychotherapeutischen Praxis biete ich daher – als Ergänzung zur Verhaltenstherapie – bei entsprechender Indikation auch Biofeedback in Form von EDA-Messungen an.